Kalte Luft, weißer Schnee, die Sonne steht tief – und doch brennt sie. Die Frage ist nicht, ob man Sonnenbrand im Schnee bekommen kann, sondern wie schnell.
Die Luft knirscht, die Piste ist noch hart vom Morgenfrost. Vor der Hütte blinzeln Menschen in die Helligkeit, schieben die Skibrille nach oben, um kurz „frei“ zu atmen. Eine Frau reibt sich die Wangen, rot vom Wind. Ein Mann hält sein Smartphone gegen das Licht, sucht Netz, kneift die Augen zusammen. Kinder rodeln kreischend, Mützen schief, die Nase glänzt. Es wirkt alles unschuldig, fast nordisch gedämpft. Später, in der Talstation, brennt plötzlich die Haut. Die Augen tränen. Das Gesicht spannt, als hätte jemand es mit Heizstrahlern gegrillt. Wintersonne ist kein Sommer. Und doch. Ein Wort fällt, das im Schnee absurd klingt. Schneeblindheit.
Sonnenbrand im Schnee: das unsichtbare Risiko
Schnee reflektiert UV-Strahlung wie ein Spiegel. Bis zu 80–90 Prozent der UV-Strahlen prallen vom Weiß zurück – doppelte Dosis für Haut und Augen. In den Bergen steigt die Intensität zusätzlich: Pro 1.000 Höhenmeter nimmt UV um rund 10–12 Prozent zu. Kalt ist dabei kein Schutz. Kälte betäubt nur das Gefühl für Hitze, nicht die Energie, die in der Strahlung steckt. UV kennt keine Jahreszeiten. Wer im Winter unterwegs ist, bekommt mehr ab, als er merkt – besonders um die Mittagszeit, wenn Licht flach über die Hänge streicht.
Ein Beispiel aus der Praxis: Am Arlberg haben Rettungsteams in sonnigen Wochenenden immer wieder Fälle von Photokeratitis – umgangssprachlich Schneeblindheit. Betroffene kommen mit brennenden, tränenden Augen, als läge Sand darunter. Symptome starten oft erst Stunden später, wenn die Skibrille längst im Hotel liegt. Statistiken aus alpinen Kliniken zeigen Peaks nach klaren Hochdrucktagen. Gleichzeitig sehen Dermatologinnen nach Winterferien die typischen Nasen- und Wangen-Verbrennungen – fein gerandet dort, wo die Brille Schatten war. Wir kennen alle diesen Moment, in dem man denkt: „Es war doch nur ein bisschen Wintersonne.“
Warum passiert das? Physik und Biologie greifen ineinander. Schnee hat eine hohe Albedo – er wirft Licht stark zurück, sodass Strahlen aus allen Richtungen auf die Haut treffen. UVB (B wie Burn) trifft vor allem die obersten Hautschichten und löst Sonnenbrand aus. UVA dringt tiefer ein, fördert Alterungsprozesse und kann die Hornhaut reizen. Dazu die Höhe: dünnere Luft filtert weniger UV. Wolken mildern zwar, viele winterliche Wolkenfelder lassen aber viel Strahlung durch. Messungen zeigen, dass selbst bei bedecktem Himmel noch ein Großteil der UV am Boden ankommt. Trügerisch ist nur unser Gefühl. Helligkeit ist kein Thermometer.
So schützt du Haut und Augen im Winterlicht
Die Methode für die Haut ist simpel und präzise: SPF 50+, breitbandig mit UVA-Siegel (der kleine Kreis um UVA), 15–20 Minuten vor dem Rausgehen auftragen. Fürs Gesicht gilt die Zwei-Finger-Regel: Zeige- und Mittelfinger mit einer Bahn Creme – das ist eine gute Menge. Ohren, Nacken, Nasenrücken nicht vergessen; auf dem Lift trifft dort das Licht am direktesten. Lippen brauchen einen Stift mit hohem LSF, am besten wasserfest. Nach zwei Stunden, nach Schwitzen oder nach dem Schal-auf-und-ab: nachcremen. Wintersonne ist kein Kuschellicht.
Für die Augen zählt UV400 – also 100 Prozent Schutz für UVA und UVB. Skibrillen sollten eng anliegen, seitlich schließen und im Idealfall zylindrische oder sphärische Gläser haben, damit Streulicht weniger Chancen hat. Polarisierte Gläser reduzieren Blendeffekte, ersetzen aber keinen UV-Filter. Kontaktlinsen mit UV-Filter? Nett, doch kein Ersatz für eine Brille. Kinderaugen reagieren empfindlicher, weil die Linse mehr UV durchlässt. Seien wir ehrlich: Niemand cremt alle zwei Stunden mit Wecker. Baue Rituale ein – beim Liftwechsel, am Hüttentisch, vor der letzten Abfahrt. So bleibt es realistisch.
Schutz ist auch Verhalten. Meide die volle Sonne zwischen 11 und 14 Uhr auf offenen Hängen. Suche Licht im Schatten hoher Bäume oder auf der Nordseite. Trage winddichte Tücher, die die Wangen nicht scheuern. Ein Satz, den mir ein Bergführer sagte, hängt mir bis heute nach:
„Der Schnee macht aus einem normalen Tag zwei: Du bekommst Sonne von oben und von unten. Wer nur an oben denkt, verliert unten.“
- SPF 50+ fürs Gesicht, UVA-Siegel, 15–20 Minuten vor Start
- Lippenstift mit LSF, auffrischen beim Hüttenkakao
- Skibrille UV400, seitlich abschließend, nicht auf die Mütze schieben
- Ritual: nach jeder zweiten Abfahrt nachcremen
- Kinder zuerst: Mützen runter, Brille richtig, Nase extra
Was bleibt: Winterlicht neu denken
Winter hat Lichtregeln, die wir oft noch aus Sommertagen ableiten. Das ist der Irrtum. Schnee macht die Welt heller und gefährlicher für ungeschützte Augen und Haut, während Kälte uns die Gefahr leiser erscheinen lässt. Wer das akzeptiert, verändert Kleinigkeiten: ein Griff zur Brille, ein Tupfer Creme, ein Schattenplatz am Pistenrand. So verschiebt sich das Risiko, nicht die Freude. Bergsonne bleibt ein Geschenk mit Bedingungen. Wer sie respektiert, kehrt abends mit roten Ohren vor Lachen zurück – nicht mit rotem Gesicht. Schutz ist kein Spaßkiller, sondern ein Türöffner für noch einen Tag im Schnee.
| Kernpunkte | Detail | Mehrwert für den Leser |
|---|---|---|
| Schnee reflektiert UV stark | Bis zu 80–90 % Rückstrahlung; doppelte Belastung | Klarheit, warum Wintersonne trotz Kälte brennt |
| Höhenfaktor | +10–12 % UV pro 1.000 m | Bessere Planung von Pausen, Schutz und Routen |
| Konkreter Schutz | SPF 50+, UVA-Siegel, UV400-Brille, Zwei-Finger-Regel | Sofort umsetzbare Schritte für Haut und Augen |
FAQ :
- Kann man im Winter wirklich Sonnenbrand bekommen?Ja. Schnee reflektiert UV, und in der Höhe ist die Strahlung stärker. Das Ergebnis: Sonnenbrand auf Wangen und Nase – oft schneller als am Strand.
- Was ist Schneeblindheit genau?Eine akute Entzündung der Hornhaut (Photokeratitis) durch UV. Symptome: Brennen, Tränen, Lichtscheu, als läge Sand im Auge. Meist nach 6–12 Stunden, klingt in 24–48 Stunden ab.
- Welche Sonnencreme ist im Winter sinnvoll?Breitband-Schutz SPF 50+ mit UVA-Siegel. Reichhaltige Textur schützt zusätzlich vor Trockenheit und Wind. Nachcremen alle zwei Stunden.
- Reicht eine Sonnenbrille statt Skibrille?Für die Piste ist eine Skibrille mit UV400 und seitlichem Abschluss besser. Sie hält UV und Wind ab und sitzt stabil, auch bei Stürzen.
- Hilft Bewölkung gegen UV?Wolken dämpfen, aber sie blocken nicht zuverlässig. Auch bei Hochnebel erreicht viel UV den Boden. Orientierung: Schutz immer einplanen.









