Weiterlaufen lassen? Oder sofort abbrechen, bevor der Druck in den Keller rauscht? Genau an dieser Schwelle entscheiden Minuten über kalte Heizkörper, nasse Handtücher und eine müde Heizungspumpe. Die Grenze ist näher, als viele denken.
Die Szene beginnt an einem verregneten Abend: Ein Altbauflur, ein Schrittecho, irgendwo gluckert es leise. In der Küche hockt Lena vor dem Badheizkörper, in der linken Hand die Schüssel, rechts der Entlüftungsschlüssel, auf dem Boden ein zerknülltes Mikrofasertuch. Der erste Dreh, ein kurzer Zischlaut, dann Tropfen, dann ein schneller Strahl. Das kleine zischende Geräusch sagt mehr als jede Anleitung. Im Nebenraum blinkt am Kessel das Manometer, die Katze beobachtet streng, als wäre sie Meisterin der Thermik. Lena hält den Atem an. Ein Hauch von Metallgeruch liegt in der Luft. Und dann kommt die Frage, die alles stoppt. Wann ist genug?
Nur Wasser statt Luft: Das echte Stopp-Signal
Das Entlüften beginnt nie gleich, doch es endet immer gleich: am gleichmäßigen Wasserstrahl. Wenn die Luft heraus ist, ändert sich der Ton. Erst zischt es, dann prustet es, dann fließt es ruhig. Kein Hüpfen, kein Blubbern, kein Pfeifen. Genau in diesem Moment ist der richtige Schluss. **Sobald statt pfeifender Luft ein gleichmäßiger Wasserstrahl kommt, ist Schluss.** Wer dann weiterlaufen lässt, entzieht dem System nur noch Wasser – und das fehlt später als Druck.
Wir alle kennen diesen Moment, wenn der Strahl so brav wirkt, dass man denkt: „Ach, noch zehn Sekunden“. Ein Hausmeister erzählte mir, wie er „ein bisschen weiter“ laufen ließ und nach zwei Räumen die Heizkörper halb leer waren. In einem Mehrfamilienhaus sank der Kesseldruck von 1,7 auf 0,8 Bar, nur durch geduldiges Warten. Kleine Zahl, große Wirkung: Bei modernen Anlagen soll der kalte Druck meist zwischen etwa 1,2 und 1,8 Bar liegen, abhängig von Gebäudehöhe. Wenn das Manometer beim Entlüften sichtbar fällt, ist das kein Drama, aber ein Warnblinker.
Logik hilft beim Stopp: Luft ist komprimierbar, Wasser nicht. Solange Luft kommt, wechselt der Klang, und die Tropfen stolpern. Wenn nur Wasser läuft, ohne Geräuschwechsel, ist keine Luftblase mehr da. Das System braucht dann wieder Balance. Der zweite Prüfblick geht deshalb immer zum Kesseldruck. Fällt der zu tief, saugen Heizkreise nach, Radiatoren oben bleiben kalt, die Pumpe arbeitet gegen Hohlräume. Der Stopp ist also ein Doppel-Signal: ruhiger Wasserstrahl plus stabiles Manometer.
Methoden, die wirklich helfen – und Fehler, die jeder macht
Die sicherste Routine klingt unspektakulär: Heizung 30–60 Minuten laufen lassen, dann die Pumpe ausschalten und 15–30 Minuten warten, damit Luft oben ankommt. Schüssel, Tuch, Schlüssel. Oben beginnen, die höchsten Heizkörper zuerst, dann Etage für Etage nach unten. Ventil nur eine Viertel- bis halbe Umdrehung öffnen, langsam. Auf das Zischen hören, warten bis der Strahl gleichmäßig wird – und schließen. Dann kurz die Hand an den Radiator: Wird er vollflächig warm? Blick aufs Manometer. Fällt es, Wasser nachfüllen, aber nicht übertreiben.
Fehler passieren leise. Viele drehen das Entlüftungsventil zu weit auf, es spritzt, man zuckt, man lässt es länger laufen, als nötig. Manchmal wird zwischen zwei Heizkörpern vergessen, den Druck zu prüfen. Oder man entlüftet bei laufender Pumpe, die die Luft herumwirbelt und das Ergebnis verfälscht. Seien wir ehrlich: Niemand pflegt diese Routine alle paar Wochen. **Nur Wasser von Anfang an? Dann nicht weiter entlüften.** Dann liegt die Ursache eher bei falschem Druck, verschlossenen Thermostatköpfen, einem verschlammten Ventil oder schlicht einer guten Anlage ohne Luftproblem.
Es hilft, sich ein kleines Ritual zu bauen: Ohr an den Heizkörper, Blick aufs Ventil, Blick aufs Manometer. Zwei Minuten Fokus retten den Abend. Stoppen Sie immer im Zweifelsfall früher und kontrollieren Sie den Druck – statt später panisch nachzufüllen.
„Das Ohr hört die Luft, die Hand spürt die Wärme, das Manometer erzählt die Wahrheit“, sagt Heizungsbauer Marco, der seit 20 Jahren Altbauten entzaubert.
- Checkpunkt 1: Klingt es nach ruhigem Strahl? Schluss.
- Checkpunkt 2: Manometer im Blick? Nicht unter Sollbereich fallen lassen.
- Checkpunkt 3: Von oben nach unten arbeiten, Zeit zwischen den Heizkörpern lassen.
- Checkpunkt 4: Nach dem Entlüften Wasser nachfüllen, bis der Zielbereich erreicht ist.
- Checkpunkt 5: Bei braunem Wasser und keinem Zischen: Anlage prüfen lassen.
Die Signale lesen: Farbe, Geruch, Druck – und Bauchgefühl
Manchmal verrät die Farbe die Geschichte. Kommt klares Wasser, ist alles unspektakulär. Wird es bräunlich, rostig oder riecht metallisch, steckt oft Schlamm im System. Das ist kein Grund zur Panik, nur kein Grund, weiter zu entlüften. Ein kurzer Moment am Ventil, dann wieder zu, und später mit dem Fachbetrieb über Spülen, Filter oder Korrosionsschutz sprechen. Wer immer wieder nur Wasser ohne Zischen erwischt, hat meist kein Luftproblem, sondern ein Balance- oder Druckthema.
Ein zweiter Blick gilt dem Thermostatkopf. Steht er wirklich auf „max“, wenn Sie entlüften? Viele lassen ihn aus Gewohnheit auf Stufe 2, der Ventileinsatz bleibt halb zu, Luft staut sich an ungünstigen Stellen. Pumpe aus, Thermostat ganz auf, warte kurz – das wirkt oft wie ein kleines Wunder. Und wenn der Strahl ruhig ist, das Ohr nichts mehr hört und das Manometer nicht sinkt, ist der richtige Moment da, die Finger vom Vierkant zu nehmen.
Gleichzeitig lohnt die Perspektive aufs Ganze. Jeder Tropfen nach dem Gleichstrom ist Systemwasser, dem später Mineralien folgen, wenn Sie nachfüllen. Zu viel Nachspeisung erhöht die Kalk- und Sauerstoffeinträge. Das macht auf Dauer keine Freude. Ein angenehmes Daumengefühl baut sich mit Routine auf: zwei, drei kurze Entlüftungsfenster pro Saison, stets mit Druck-Check. Und wenn etwas anders klingt als sonst – kurz innehalten, nicht auf Tempo, sondern auf Ruhe setzen.
Nach all dem steht eine einfache Idee: Wärme ohne Gluckern ist Teamarbeit aus Ohr, Hand und Manometer. Wer den ruhigen Strahl als Schluss sieht, spart Liter, Zeit und Nerven. Die Heizung klingt wieder nach Zuhause und nicht nach Aquarium. Und vielleicht erzählen Sie morgen im Treppenhaus, wie leise Radiatoren klingen können, wenn man sie im richtigen Moment in Ruhe lässt.
| Kernpunkte | Detail | Mehrwert für den Leser |
|---|---|---|
| Stopp-Signal erkennen | Vom Zischen zum konstanten Wasserstrahl wechseln | Schneller Abbruch, keine unnötige Drucksenkung |
| Druck im Blick | Manometer während der Entlüftung prüfen; Zielbereich meist 1,2–1,8 Bar (kalt) | Vermeidet Kaltzonen, schützt Pumpe und Ventile |
| Routine statt Marathon | Oben beginnen, Pumpe pausieren, kurz warten, zügig arbeiten | Effizient, sauber, weniger Nachspeisung nötig |
FAQ :
- Kommt nur Wasser – soll ich weiter entlüften?Nein. Ein gleichmäßiger Wasserstrahl bedeutet: keine Luft mehr. Ventil schließen und den Kesseldruck prüfen.
- Wie stark darf der Druck beim Entlüften fallen?Ein kleiner Abfall ist normal. Rutscht der Zeiger Richtung unterer Sollbereich, kurz stoppen und später gezielt nachfüllen.
- Heizung an oder aus beim Entlüften?Kurz laufen lassen, dann Pumpe aus und 15–30 Minuten warten. So sammelt sich Luft oben und lässt sich gezielt ablassen.
- Was, wenn braunes Wasser kommt?Das weist auf Schlamm/Korrosion hin. Nicht endlos entlüften, sondern Thema Spülen/Filter/Füllwasserqualität mit dem Fachbetrieb klären.
- Wie oft sollte man entlüften?Wenn Radiatoren gluckern, oben kalt bleiben oder nach Arbeiten am System. Regelmäßig, aber kurz – kein Dauerthema.









